Die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll ist eines der wichtigsten Umweltprobleme unserer Zeit. Rund 1/3 der Plastikverschmutzung in der Nordsee stammen aus der Fischerei. Neben Netzresten und Leinen besteht diese aus sogenannten Dolly Ropes[1]. Diese meist blauen oder orangenen Kunststofffäden, die man mittlerweile bei jedem Strandspaziergang an der Nordseeküste finden kann, sind Teile des Scheuerschutzes von Grundschleppnetzen, welche insbesondere in der (an sich schon für den Meeresgrund und die Artenvielfalt schädlichen) Krabbenfischerei eingesetzt werden. Bündel aus diesen Polyethylen-Strängen sollen verhindern, dass sich die Netze bei Bodenkontakt nicht an Steinen oder Muscheln aufreißen. Dabei wird als unvermeidlich in Kauf genommen, dass diese Verschleißartikel abreißen und in hoher Zahl in die Meeresumwelt gelangen bzw. am Strand angespült werden.
Neben dem generellen Aspekt der Umweltverschmutzung und des zusätzlichen Mikroplastikeintrags bei Zersetzung (u. a. auch die noch nicht bekannten Auswirkungen auf den menschlichen Organismus) stellen die Plastikfasern insbesondere für Seevögel eine Gefahr dar, da diese sie wie Seegras und Tang als Nistmaterial verwenden.
In der Folge werden die dünnen Plastikfäden für die Vögel häufig zur tödlichen Falle, wie es regelmäßig in den Brutkolonien auf Helgoland beobachtet werden kann. Sie strangulieren sich mit den Plastikfäden oder verhungern, da sie sich in dem künstlichen Baumaterial ihres Nestes verfangen haben[2].
Der Einsatz von synthetischen Dolly Ropes ist in der Fischerei verzichtbar, bis in die 60er Jahre wurden sie z. B. aus Sisal gefertigt. Zwischenzeitlich liegen Studien über Alternativen vor[3]. Die Bundesregierung sieht dies ebenso und hat im Koalitionsvertrag vereinbart, sich für ein Verbot von Dolly Ropes auf europäischer Ebene einzusetzen[4]. Dies begrüßen wir, jedoch kann dieser Weg Jahre dauern und der Erfolg ist ungewiss.
Die Rüm Hart-Stiftung fordert daher im Sinne erster, kurzfristig wirksamer Schritte mit Signalfunktion Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf, in ihren Nationalparks im Wattenmeer den Einsatz von synthetischen Dolly Ropes verbieten.
[1] Umweltbundesamt, Fakten Meeresmüll deutsche Nord- und Ostsee, 2017
[2] Alfred-Wegener-Institut, Helmholz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Die Auswirkungen von Plastikverschmutzung in den Ozeanen auf Maritime Arten, die biologische Vielfalt und Ökosysteme, 2022
[3] Entwicklung einer Netzkonstruktion zur Reduzierung des Eintrags von Dolly Ropes (DropS), Johann-Heinrich von Thünen-Institut für Ostseefischerei, 2020
[4] Mehr Fortschritt wagen, Koalitionsvertrag 2021 – 2025, S. 31